Die Geburtssaison hat am Stephanstag mit Zwillingen begonnen. Seitdem gebären die Ostfriesischen Milchschafe fleissig Lämmer. Bis jetzt haben sie immer Zwillinge oder Drillinge zur Welt gebracht und alles ist bisher gut gelaufen. Ausser, dass ein totes Lamm geboren wurde. Wir wissen nicht genau, ob es schon im Bauch der Mutter gestorben ist oder ob das Mutterschaf das Lamm zu wenig schnell trocken geleckt hat und die Nase so zu lange verstopft blieb und es deswegen starb. Ausser diesem traurigen Ereignis ist bisher vieles rund gelaufen.

Komplizierte Geburt

Bei einem Schaf waren wir nicht sicher, ob es die Geburt lebend übersteht. Die Gebärmutter begann sich auf unnatürliche Weise immer weiter abzusenken. Schlussendlich befand sie sich neben dem Euter des Schafes. Veronika, meine Chefin, hatte so etwas noch nie erlebt, obwohl sie seit 25 Jahren Schafe hält. Das Schaf konnte kaum noch laufen und stand nur auf, um zu fressen. Die Tierärztin kam vorbei und beriet uns, was wir tun können. Sie empfahl uns, abzuwarten, ob das Schaf auf natürliche Weise die Lämmer gebären kann, wenn nicht, sollen wir versuchen, die runterhängende Gebärmutter während der Geburt hinauf zu drücken, um es so zu erleichtern. Ein Kaiserschnitt sollte nur im Notfall gemacht werden, wobei man das Muttertier dann aber anschliessend einschläfern müsste. Am darauffolgenden Morgen hatte das Schaf das erste Lamm ohne Probleme selbst geboren. Beim zweiten konnte Veronika nachhelfen. Beide sind gesund und putzmunter und auch dem Mutterschaf schien es wieder gut zu gehen.

Schwierige Erholung

Einen Tag später ging es der Mutter wieder schlechter. Sie lag hauptsächlich herum und hatte die Ohren immer gesenkt. Die Tierärztin kam ein zweites Mal vorbei und wir einigten uns, abzuwarten, um eine mögliche Schlachtung hinauszuzögern. Früher oder später muss das Schaf wohl oder übel geschlachtet werden, weil ein Teil des Bauches immer noch herunterhängt. Aber für die Lämmer wäre es besser, wenn sie noch einige Wochen bei der Mutter bleiben können.

Zur Person:
Julia Grüter aus Ruswil LU macht dieses Jahr das Vorstudienpraktikum für das Studium der Agrarwissenschaften an der HAFL. Anfang August 2021 hat sie in Puidoux VD bei Familie Chevalley angefangen. Der Familienbetrieb verkauft im Hofladen Schafmilchglace und -joghurt sowie viele weitere Produkte.