Etwas Schnee lag noch in der Obstplantage, als mein Chef und ich die Leitern zum ersten Baum trugen. Die Bise erschwerte uns die Arbeit. Sie war in den letzten Tagen unerbittlich kalt und zog uns um die Ohren. Gut, dass Arbeiten warm gibt.
Neue Fachbegriffe
Nachdem wir die Leitern aufgestellt hatten, fragte mich mein Chef, ob ich denn schon einmal Bäume geschnitten hätte. Ich verneinte, daraufhin sagte er: «Dann muss ich wohl von Grund auf beginnen: Das ist ein Baum», und ich musste lachen. Es ist sehr angenehm, wenn man die Arbeit mit Humor verbinden kann. So macht es gleich viel mehr Spass und geht viel lockerer voran. Draussen auf dem Feld erlernte ich in dieser Woche die fachspezifischen Begriffe eines Obstbaumes. Dazu zählen: der Mitteltrieb, die Leitäste, die Fruchtäste und das Fruchtholz. Auf dem Fruchtholz wachsen die Blatt- und Blütenknospen, aus denen später Früchte und Blätter gedeihen. Anfangs tat ich mich recht schwer mit der Entscheidung, welchen Ast ich denn jetzt wegschneiden musste. Ich fragte beinahe bei jedem nach. Nur bei abgeknickten Ästen oder jenen, die an «Gummifluss» litten, war ich mir sicher.
Alljährige Arbeit
Die Bäume werden jährlich geschnitten, um altes, krankes Holz abzusägen, damit den jungen Trieben genügend Platz und Licht geboten wird, so dass sie schön heranwachsen und im nächsten Jahr viele Früchte tragen. Dem Baum kann durch das Schneiden auch eine gewisse Form gegeben werden. Den Schnitt, den wir unseren Hochstammbäumen geben, ist der sogenannte Oeschberg-Schnitt.
Ich stellte fest, dass Bäume schneiden keine leichte Aufgabe ist. Mein Chef sah sofort, welche Äste zu viel oder zu alt sind. Ich muss wohl noch einige Bäume schneiden, bis ich ein solch geschultes Auge habe. Zum Glück sind wir ja noch nicht ganzfertig.
Zur Person:
Eliane Geissbühler ist gelernte Pferdefachfrau EFZ. Im August hat sie das einjährige Vorstudienpraktikum für das Agronomiestudium der HAFL in Düdingen FR, bei Familie Schafer, begonnen. Der Betrieb umfasst rund 80 Milchkühe und Aufzucht. Auch eine Obstplantage mit Äpfeln, Birnen und einer Freiburger Spezalität, den Poire à Botzi AOP, befindet sich auf dem Hof. Es gibt auch eine Mastpoulethalle mit zirka 4500 Tieren.