Es ist wieder einmal so weit: Die «alte» Hälfte unserer 800 Legehennen wird ersetzt. Die vorgängigen Hennen wurden bereits an Private weiterverkauft, der Stall geputzt und die Jungtiere konnten direkt geimpft und eingestallt werden. Erstaunlich ist, wie hoch die Legeleistung der neuen Serie bei ihrer Ankunft bereits ist. Wie das Legen geht, wissen sie also – nur leider nicht wo und auch nicht wirklich in welcher Form. Überall, nur nicht in den Legenestern, sind die kleinen, teils auch grossen, spitzen oder sehr langen Eier zu finden. Wortwörtliche Hühnerhaufen bildeten die Tiere, um möglichst alle in dieselbe Ecke legen zu können.

Wohin mit den Eiern?

Um dieses Problem zu lösen, wurde ich zur «Maman des poules» ernannt. Was toll klingt, stellte sich als ziemlich nervenzehrender Job heraus. Grundsätzlich rannte ich nämlich jeden Morgen bis am frühen Nachmittag stündlich zum Hühnerstall, um alle «verlorenen Eier» einzusammeln und sie in die Legenester zu legen. Hennen tendieren nämlich nicht nur dazu, in dunkle Ecken zu legen, sondern auch an einem Ort, wo schon andere Eier sind. Zusätzlich musste ich all jene Tiere einsammeln, die drauf und dran waren, irgendwo auf dem Kotband, Wintergarten oder draussen unter einem Baum zu legen. Alle «Falschleger» beförderte ich in die Legenester und flüsterte ihnen noch einige gute Worte zu.

Immer eine Prise Zuversicht

Jeden Morgen, oder besser gesagt, jede Stunde ging ich also mit der Zuversicht, sie hätten das Prinzip langsam verstanden, in den Stall. Doch schöpfte ich beim Anblick eines Huhns im Legenest kurzfristig Hoffnung, wurde diese mit dem nächsten Blick auf das Duzend Eier auf dem Kotband sogleich wieder zerstört.

Einige Tage später war wieder Hofmarkt angesagt und die andere Hälfte der Hennen konnte die Eiernachfrage schlichtweg nicht bewältigen. Als ich mich mit einer Kiste Eier der jungen Tiere in dieser Eierkrise auf den Weg machen konnte, war ich fast so stolz, als hätte ich sie selbst gelegt.

Zur Person
Johanna Bischof aus Düdingen FR hat im Juli 2021 das einjährige Vorstudienpraktikum der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) begonnen. Sie absolviert es in Colombier VD auf dem Biohof der Familien Grossenbacher und Waber. Der Betrieb hat verschiedene Gemüsesorten, Obstbäume, Legehennen und Natura-Beef sowie einen wöchentlichen, hofeigenen Markt.