Seit dieser Woche zählt unsere Angus-Mutterkuh-Herde ein Kälbchen mehr. Und zwar nicht irgendein Kalb. Nein, es ist jenes von Perle, der Lieblingskuh meines Chefs, der sie auch liebevoll «Perli» nennt und ihr dabei einen leckeren «Pomme Bio» verfüttert. Unbestritten ist sie eine wundervolle Mutter und es ist eine wahre Freude, sie mit ihrem Nachwuchs zu beobachten. Auch die Geburt verlief schnell und problemlos. Unglücklicherweise ist das nicht immer so.
Totes Kalb geboren
Als wir an einem der kältesten Februarmorgen den Stall betraten, fanden wir eine junge Kuh in der hintersten und kältesten Ecke des Stall-Aussenbereiches am Kalbern. Das Kalb war nur zur Hälfte draussen, aber dennoch schon tot. Der Bauer musste nachhelfen.
Die Kuh selbst lag auf dem vereisten Betonboden, zitterte und war auch mit unserer Hilfe nicht fähig, aufzustehen, um zu einem angenehmeren Platz zu gehen. Wir betteten sie also in Stroh ein, wärmten sie mit einer Decke und brachten ihr Heu und Wasser. Eindrücklich war auch die Reaktion der Herde. Besonders die Mutter dieser Kuh kam immer wieder vorbei – wie um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.
Mit Teamwork ins Tiefstroh gezogen
Da zu befürchten war, dass die Kuh bei einem eigenen Versuch, aufzustehen scheitern und sich ein Bein brechen würde, liessen wir sie keine Sekunde aus den Augen. Mit vereinten Kräften, einer Plane und Traktor schafften wir es schliesslich, sie ins Tiefstrohlager zu ziehen und sie dort bequem einzubetten.
Von Aufstehen war immer noch keine Rede. Etwas später traf die Tierärztin ein. Diese stellte eine Infektion, glücklicherweise aber keine Brüche fest. Jedoch war das Hinterbein durch die Gebärstellung und das Gewicht des Kalbes derart eingeschlafen, dass es mehrere Tage dauerte, bis das Gefühl zurückkehrte. So wendeten wir unsere Patientin alle paar Stunden und flüsterten ihr unsere besten Wünsche zu.
Umso schöner war es, heute in den Stall zu gehen und nicht nur sie, sondern auch Perle und unseren neuesten Zuwachs fit und munter zu sehen.
Zur Person
Johanna Bischof aus Düdingen FR hat im Juli 2021 das einjährige Vorstudienpraktikum der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) begonnen. Sie absolviert es in Colombier VD auf dem Biohof der Familien Grossenbacher und Waber. Der Betrieb hat verschiedene Gemüsesorten, Obstbäume, Legehennen und Naturabeef sowie einen wöchentlichen, hofeigenen Markt.