In der Winterschule hatten wir ein Modul über die Hühnerhaltung, worüber ich schon im letzten Tagebuch berichtete. Dabei war der Hofbesuch für mich der Höhepunkt.
Wir waren auf einem Betrieb, der einerseits Legehennen und andererseits Aufzuchthühner hält. Es ist ein Neubau mit den neuesten hygienischen und arbeitswirtschaftlichen Standards. Beim Stallbau gibt es viel zu beachten. Ein Beispiel: Die Futtersilos befinden sich im Aussenklimabereich, damit die Sonne nicht direkt darauf scheint und es kein Kondenswasser gibt.
Bruderhahn ja oder nein?
Im Stall wird auf Hygiene geachtet. Aus diesem Grund mussten wir uns ganz in Plastik hüllen. Milben, Viren, Bakterien und Parasiten können den Hühnern zu schaffen machen. Trotz diesen Massnahmen und regelmässigen Impfungen können die Hühner krank werden. Wussten Sie, dass sie seit vielen Jahren gegen Corona geimpft werden? Trotzdem haben wir beim Besuch ein unverkäufliches Ei gesehen, das von einem an Corona erkrankten Huhn stammt.
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Wir haben im Unterricht auch eine ethische Debatte über das Thema Bruderhahn geführt. Bruderhahn bedeutet, dass die männlichen Brüder von Legehennen nicht direkt geschreddert werden dürfen, sondern während einer regulären Mastzeit von zirka 63 Tagen gehalten werden müssen. Zweinutzungsrassen sind in Bezug auf den Futterverzehr massgeblich ineffizienter als Einnutzungsrassen. Hier stellen sich spannende Interessenskonflikte in ethischer, ökologischer, kulinarischer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Abhängig vom Ausland
Uns wurde beim Betriebsbesuch einmal mehr vor Augen geführt, dass die Versorgung der Schweiz immens vom Ausland abhängig ist. Die Züchtung findet ausschliesslich im Ausland statt. Als Stadtkind hat mich besonders überrascht, dass Eier aus Demeterhaltung nach 20 Tagen Brüten Küken hervorbringen. Den Beweis konnten wir im Klassenzimmer noch nicht erbringen, aber vielleicht klappt das noch.
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Ist es nicht erstaunlich, wie stark das Huhn Huhn geblieben ist, trotz enormer Zucht? Ein Huhn pickt, ein Huhn legt sein Ei im Nest und ein Huhn legt maximal ein Ei pro Tag. Wir haben gelernt, dass aus 2 g Futter ungefähr 1 g Ei wird.
Mich hat beeindruckt, mit wie viel Aufmerksamkeit und Behutsamkeit solch eine Hühneraufzucht vonstattengeht.
Zum Autor
David Stankiewitz stieg als Quereinsteiger in die Landwirtschaft ein und befindet sich mittlerweile im dritten Lehrjahr mit Vertiefung auf die biologische Landwirtschaft, das er auf dem Bio-Gut in Madiswil BE absolviert. Er hat einen BA in Wirtschaft und sein Wunschberuf ist Arbeitsagoge auf einem Bio-Gemüsebetrieb.