Schon als Kind lernte ich, wie wichtig gute Nachbarschaftsbeziehungen sein können. Wenn sich bei Heuwetter plötzlich Regenfälle ankündeten, pressierten alle Bauern, um das Heu noch ins Trockene zu bringen. Hatte man all sein Heu unter das Dach gebracht, fuhr man ohne Kommentar auf das Nachbarfeld und begann bei ihm, Heu auf- und abzuladen. So konnten über die Jahre einige Fuder Heu vor dem Regen bewahrt werden. In der Stadt Zürich ist dies (zum Teil) etwas anonymer. Hier auf der Alp jedoch kann Nachbarschaftshilfe über Glück oder Unglück entscheiden.

Beziehungen pflegen

So durfte ich diesen Sommer wieder erfahren, wie bereichernd es sein kann, wenn man mit den Nachbarn auch Freund ist. Zum Beispiel als der Rätschtalälpler uns anrief und mitteilte, dass eines unserer Rinder bei ihm in der Weide mit seinen Schafen unterwegs ist. Er ersparte mir dadurch stundenlanges Suchen im Nebel und viel Nerven – denn wennnur ein Rind fehlt, muss man davon ausgehen, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist.

Alle helfen mit

Oder Nachbarsälpler Erich, der mit unserer Transportseilbahn Käse ins Tal transportieren wollte und gleich mit anpackte, weil eine Tanne über das Seil gestürzt war. An dieser Stelle auch liebe Grüsse an Alex, den Jungälpler und mein fleissigster Leser. Auch Wisl, der nette Nachbar im Tal, erspart uns eine Menge Aufwand. So konnten wir z.B. unsere Mastkälber einfach nur in die Bahn laden und die Arbeit war für uns erledigt. Er nahm die Kälber im Tal entgegen und brachte sie zum Metzger. Als unser Käserührwerk den Geist aufgab, konnten wir ihn als Lieferadresse angeben und somit wieder einige Tage «von-Hand-Rühren» sparen. Auf ihn ist Verlass – sei es auch nur, um meinen Zigarettenvorrat aufzufüllen.

Ein grosses Danke an all unsere Nachbarn – auf weiterhin viel Freundschaft!

Zur Person: 
Petra Fässler ist auf einem Bauernhof im Kanton Schwyz aufgewachsen. Mit 22 Jahren ist sie in die Stadt Zürich gezogen und hat nach der KV-Ausbildung zehn Jahre im Büro gearbeitet. Letztes Jahr hat sie erfolgreich ihren ersten Alpsommer verbracht.Nun geht sie mit 29 daszweite Mal auf die Alp Geitenberg im Muotathal SZ mit zirka 30 Rindern und 20 Kühen.