Gerade habe ich noch einen Apfel, den ich vom Wipfel eines Baumes holte, in der Hand und schon höre ich jemanden rufen: «Johanna, neuf poules, s’il te plaît!». Der Hühnerverkauf wurde heute eröffnet und der erste Kunde war eingetroffen. Zweimal jährlich werden je 400 Hühner verkauft, nachdem sie während eines Jahres für meinen Praktikumshof Eier gelegt haben.
Die Hühner sind noch fit
Ab einem Alter von zirka 24 Wochen nimmt die Legeleistung kontinuierlich ab, so dass die alten Hühner schliesslich durch junge ersetzt werden. Da das Geflügel jedoch viel Zeit draussen und in grossen Gehegen verbringt und dementsprechend noch gut erhalten und fit ist, wird es nun gerne von privaten Kunden gekauft. Das Prinzip ist einfach: Pro Huhn ein Fünfliber und jedes elfte ist geschenkt.
Retterin in der Not
Da stand also eine ganze Familie vor mir, die nun statt der angekündigten neun Hühner nur sieben und dafür noch drei Hähne wollte – natürlich, um von unserem verlockenden Mengenrabatt zu profitieren. Mir lief es kalt den Rücken runter. Ich wusste genau, wie aggressiv unsere Hähne sein können und nun sollte ich gleich beim ersten Kunden alle drei fangen und verkaufen. Ich atmete tief durch und machte mich an die Arbeit. Mit einigen Körnern lockte ich die Hühner an, näherte mich langsam dem gewünschten Huhn und packte dann im entscheidenden Moment schnell zu. So weit ging alles gut. Nun galt es, die Hähne zu fangen, uiuiui… Doch da kam die unerwartete Hilfe: Die Familienmutter entpuppte sich als ehemaliges Bauernmädchen, das nun unbedingt auch ins Gehege wollte, um mit eigenen Händen einen Hahn zu fangen. Das Bauernblut zeigte seine Wirkung und so fingen wir alle Hähne innert kürzester Zeit. Challenge completed!
Die Familie fuhr zufrieden davon und ich freute mich, dass diesen Hühnern ein zweites Zuhause in einem kleinen, ruhigen Hühnergehege geschenkt werden konnte.
Zur Autorin
Johanna Bischof aus Düdingen hat im Juli 2021 das einjährige Vorstudienpraktikum der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) begonnen. Sie absolviert es in Colombier auf dem Biohof der Familien Grossenbacher und Waber. Der Betrieb hat verschiedene Gemüsesorten, Obstbäume, Legehennen und Naturabeef sowie einen wöchentlichen, hofeigenen Markt.
